Der Geschwindigkeitsindex: Welche Kennzeichnung gibt welche Höchstgeschwindigkeit vor? Wie genau berechnet sich der Speedindex?

Der Geschwindigkeitsindex für Reifen, auch als Speedindex bekannt, gibt Auskunft über die zulässige Höchstgeschwindigkeit. Genauer genommen bezeichnet die Kennung, bestehend aus einer oder zwei Ziffern, den km/h-Wert, bis zu dem der Reifenhersteller bei korrektem Luftdruck einen einwandfreien Betrieb des Reifens garantiert. Wird das zulässige Tempo überschritten, besteht das Risiko erhöhter Hitzeentwicklung am Reifen, womit sich die Profilschicht von der Karkasse lösen kann. Aus gutem Grund ist für jedes Auto der zulässige Speedindex im Fahrzeugschein vermerkt. Wird diese Vorgabe missachtet, drohen ein hohes Sicherheitsrisiko sowie Bußgeld und weitere Strafen.

Aber was genau bedeuten die Angaben hinter den Buchstaben und Zahlen? Inwieweit spielt für den Geschwindigkeitsindex auch der Lastindex eine Rolle? Und gibt es beim Speedindex Unterschiede hinsichtlich Sommer-, Winter- und Ganzjahresreifen? Auf all diese und weitere Fragen gibt Goodwheel hier die Antworten.

Wo genau finde ich den Geschwindigkeitsindex? Und wie ist er zu deuten?

Der Geschwindigkeitsindex kann in erster Linie ganz einfach an zwei konkreten Stellen überprüft werden. Der für das Fahrzeugmodell zugelassene Wert ist dabei in der Zulassungsbescheinigung angegeben. Der Fahrzeugschein (Zulassungsbescheinigung Teil 1) gibt unter Ziffer 15 Aufschluss über die vorgeschriebene Bereifung des Fahrzeugs, wobei 15.1 die Vorderachse (VA) und 15.2 die Hinterachse (HA) betrifft. Alle wichtigen Infos zum Fahrzeugschein und Fahrzeugbrief erhalten Sie auch in unserem Ratgeber-Artikel zur Zulassungsbescheinigung Teil 1 und 2.

Darüber hinaus ist der Sommer, Winter und Ganzjahr Geschwindigkeitsindex auch direkt auf der Flanke eines jeden Reifens zu finden. Dieser Wert betrifft natürlich nur den Reifen selbst und nicht den zugelassenen Speedindex des Fahrzeugs. So kann theoretisch auch ein Reifen mit einem vom Fahrzeug abweichenden Speedindex montiert sein. Entweder, weil er fälschlicherweise und entgegen den geltenden Vorschriften am entsprechenden Fahrzeug montiert wurde – oder wenn der Speedindex des Reifens höher ist als der vorgeschriebene Wert des Fahrzeugs. Im ersten Fall drohen Bußgeld und ein erhöhtes Unfall- bzw. Schadensrisiko, der zweite Fall ist laut Gesetzgeber zulässig. Der fahrzeugspezifische Geschwindigkeitsindex darf durch den Speedindex der Reifen überschritten, aber nicht unterschritten werden.

Angabe des Speedindex auf Reifenflanke und im Fahrzeugschein

Sowohl im Fahrzeugschein als auch auf dem Reifen selbst ist eine Reihe verschiedener Zahlen, Buchstaben und Zeichen angegeben. Der Geschwindigkeitsindex wird am Ende dieser Reihe aufgeführt, in den meisten Fällen durch einen Buchstaben. Ein gängiges Beispiel für solch eine offizielle Reifenbezeichnung lautet: 195/65 R15 91V. In diesem Fall stellt das „V“ den Geschwindigkeitsindex dar und erlaubt eine Höchstgeschwindigkeit von 240 km/h.

Die offizielle Reifenbezeichnung ist auf der Flanke eines jeden Reifens zu finden.
Die offizielle Reifenbezeichnung ist auf der Flanke eines jeden Reifens zu finden.

Im Fahrzeugschein (Zulassungsbescheinigung Teil 1) sind unter Ziffer 15 die zulässigen Reifendimensionen aufgeführt. Ziffer 15.1 für die Vorderachse, Ziffer 15.2 für die Hinterachse
Im Fahrzeugschein (Zulassungsbescheinigung Teil 1) sind unter Ziffer 15 die
zulässigen Reifendimensionen aufgeführt. Ziffer 15.1 für die Vorderachse, Ziffer 15.2 für die Hinterachse

Welcher Buchstabe kennzeichnet welche Höchstgeschwindigkeit?

Als grobe Orientierung und unter Vorbehalt gewisser Details lässt sich feststellen, dass der Speedindex einem alphabetischen System folgt und sich dabei die zulässige Höchstgeschwindigkeit schrittweise erhöht, je weiter ein Buchstabe im Alphabet nach hinten rückt. Gängige Geschwindigkeitsklassen zeitgemäßer PKW liegen beispielsweise zwischen 160 und 240 km/h und werden mit den Buchstaben von Q bis V besetzt.

Aber Vorsicht: gewisse Aspekte weichen von dieser alphabetisch aufsteigenden Faustformel ab. So ordnet sich das H im Speedindex deutlich weiter hinten (also schneller) ein, als es ursprünglich im Alphabet an der Reihe ist: statt im Bereich von 100 km/h kennzeichnet das H die Höchstgeschwindigkeit von 210 km/h. Solche Abweichungen beruhen auf veralteten Index-Regelungen aus Zeiten, in denen 180 km/h (Klasse S für „Speed“) als schnell galt und 210 km/h (Klasse H für „High Speed“) als sehr schnell. Das V steht mit 240 km/h folglich für „Very High Speed“.

Eine weitere Besonderheit liegt mitunter darin, dass der Buchstabe I gar nicht in den Geschwindigkeitsklassen auftaucht. Darüber hinaus unterteilen sich die niedrigsten Werte zwischen 5 und 40 km/h in die Klassen A1 bis A8, also jeweils mit Zusatz einer aufsteigenden Zahl. Und wenn es besonders schnell oder speziell wird, treten auch Werte wie VR, ZR oder (Y) in Klammern auf den Plan. Das (Y) markiert dabei das Nonplusultra der Geschwindigkeitsklassen und steht für Geschwindigkeiten über 300 km/h. VR steht übrigens für Geschwindigkeiten über 210 km/h und ZR für 240 km/h und darüber. VR und ZR sind veraltete und nicht genormte Werte, die heute durch vergleichbare Vorgaben der neuen Norm ersetzt werden können. Fachwerkstätten bieten hierzu die entsprechende Beratung zur Auswahl zulässiger Alternativen.

Die wichtigsten und geläufigsten Speedindex Kennziffern sind in der folgenden Übersicht aufgeführt:

Geschwindigkeitsindex Bedeutung Alle Größen
N bis 140 km/h Reifen ansehen
Q bis 160 km/h Reifen ansehen
R bis 170 km/h Reifen ansehen
S bis 180 km/h Reifen ansehen
T bis 190 km/h Reifen ansehen
H bis 210 km/h Reifen ansehen
V bis 240 km/h Reifen ansehen
W bis 270 km/h Reifen ansehen
Y bis 300 km/h Reifen ansehen

Hintergründe und Bestimmungsgrundlage für den Geschwindigkeitsindex

Logisch: Nicht jedes Fahrzeug kann gleichschnell bewegt werden. Während einige Autos die 140 km/h-Grenze kaum knacken, schaffen andere 300 km/h und mehr. Es erklärt sich von selbst, dass extreme Unterschiede wie in diesem Beispiel nicht sicherheitskonform mit den gleichen Reifen und demselben Speedindex gefahren werden können. Zudem liegt es auf der Hand, dass hohe Geschwindigkeiten eine besondere Belastungsprobe an die Reifen stellen.

Um angesichts aller Variablen zwischen Fahrzeug- und Reifeneigenschaften größtmögliche Sicherheit, Überprüfbarkeit und eine einheitliche Referenz zu gewährleisten, wird der entsprechende Geschwindigkeitsindex bei Zulassungen von Fahrzeugtypen durch das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) vergeben. Fahrzeughersteller können den zugewiesenen Speedindex nach eigenem Ermessen auch in eine höhere Geschwindigkeitsklasse korrigieren, nach unten hingegen nicht. Als Beispiel kann ein Fahrzeug mit vorgegebenem Speedindex H (für 210 km/h) auch mit Reifen der Geschwindigkeitsklasse V (240 km/h) bestückt werden, sofern andere Parameter wie Größe und Lastindex zulässig sind. Mit einem Reifen der Geschwindigkeitsklasse T (190 km/h) dürfte dieses Fahrzeug mit der H-Vorgabe aber keinesfalls in den Straßenverkehr starten.

Übrigens: Der Reifenmarkt ist ein globaler Pool, in dem alle mitschwimmen. Damit ist der Speedindex eine weltweite Referenz, dessen Auslegung aber regional unterschieden wird. In Europa und Deutschland herrschen mitunter strengere Sicherheits- und Produktionsrichtlinien als anderswo, sodass Kontrollen und Vorgaben zum Geschwindigkeitsindex zusätzlich national und durch die EU reguliert werden.

Speedindex-Ermittlung und der Einflussfaktor Traglast

Die Überprüfung, welcher Geschwindigkeitsindex später auf der Flanke eines Reifens stehen darf, erfolgt im Testlabor. Auf dem Rollenprüfstand wird ein Reifen in 10-Minuten-Abständen um jeweils 10 km/h schneller angetrieben und muss ein gewisses Tempo unter verschiedenen Beladungszuständen über längere Zeit halten können. Apropos Beladungszustände: Auch der Lastindex spielt für den Speedindex eine entscheidende Rolle.

Der Lastindex, auch als Tragfähigkeitsindex, Load-Index, Traglastzahl oder Traglastindex bekannt, wird durch einen zwei- oder dreistelligen Zahlenwert vor dem Speedindex angegeben. Der Lastindex und der Geschwindigkeitsindex werden zwar unabhängig voneinander bestimmt, doch praktisch gesehen haben Fahrzeuggewicht und Beladung einen starken Einfluss auf das Fahrverhalten eines Reifens bei hohem Tempo. Manche Fahrzeuge und Reifen können ab gewissen Geschwindigkeiten nicht mehr ihre volle Traglast gewährleisten, sodass bei höherem Speedindex der Load-Index herabgesetzt werden muss. Und so gilt es, bei der Reifenwahl nicht allein auf den Speedindex zu achten, sondern auch den korrekten Lastindex zu berücksichtigen. Gleiches gilt selbstverständlich für die zulässigen Dimensionen des Reifens. Ob Geschwindigkeitsindex, Traglastindex oder Reifendimensionen: Passt einer der Reifenwerte nicht zu den Vorgaben des Fahrzeugs, auf dem sie montiert sind, drohen Sicherheitsrisiken, Schäden und Bußgelder.

1 plus 1 ergibt Speed: Der Rechenweg zum Geschwindigkeitsindex

Niemand will einen Marathon in Pantoffeln laufen. Im Klartext: Ein schnelles Auto braucht schnelle Reifen, ein langsames Auto kann auch auf weniger hochentwickelten (und gemeinhin kostengünstigeren) Pneus von A nach B fahren. Aber ein Buchstabe sagt noch nicht viel darüber aus, wie schnell ein Reifen auf Dauer performt, ohne schlapp zu machen. Wie genau berechnet sich also dieser Speedindex?

Ein zentraler Wert zur Berechnung des Geschwindigkeitsindex ist die bauartbedingte Höchstgeschwindigkeit (bbH) des Fahrzeugs. Die bbH ist in § 30a der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) definiert als "die Geschwindigkeit, die von einem Kraftfahrzeug nach seiner Bauart auf ebener Bahn bei bestimmungsgemäßer Benutzung nicht überschritten werden kann“.

Berechenbares Tempolimit: Die Formel zum Speedindex

Berechnet wird der Geschwindigkeitsindex eines Reifens auf Grundlage der bbH wie folgt:

bbH x 0,01 + 6,5 km/h

Mit dieser Formel wird zunächst ein Sicherheitszuschlag errechnet, den der Reifen über die Höchstgeschwindigkeit des Fahrzeugs hinaus haben muss. Hat ein Auto also eine bbH von 195 km/h, ergibt sich aus der Formel ein Wert von knapp 9 km/h (8,45). Die Reifen müssten folglich für eine Maximalgeschwindigkeit von 195 + 9 = 204 km/h zugelassen sein, was dem Speedindex H entspricht.

Der direkte Rechenweg für die Höchstgeschwindigkeit eines Reifens ohne vorherige Berechnung des Sicherheitszuschlags lautet wie folgt:

(bbH + 6,5 km/h) + (0,01 x bbH) = Höchstgeschwindigkeit für diesen Reifen

Bei einer bbH von 195 km/h lautet die Rechnung also:

(195 + 6,5) + (0,01 x 195) = 201,5 + 1,95 = 203,45 km/h zugelassene Höchstgeschwindigkeit für diesen Reifen auf diesem Kfz.

Speedindex bei Sommer-, Winter- und Ganzjahresreifen: Ist die erlaubte Höchstgeschwindigkeit von Saison und Profil abhängig?

Die Index-Regelungen und Geschwindigkeitsklassen gelten zunächst universell und machen keinen Unterschied zwischen Sommerreifen, Winterreifen und Ganzjahresreifen. Einzige Ausnahme bilden Winter- und Ganzjahresreifen mit dem M+S Symbol (bis 2024) und/oder dem Alpine-Symbol (Bergspitze mit Schneeflocke). Hier darf der Geschwindigkeitsindex auch unter der Höchstgeschwindigkeit des Fahrzeugs liegen, sofern ein Hinweis-Aufkleber mit der zulässigen Höchstgeschwindigkeit im Sichtbereich des Fahrers angebracht wird, zum Beispiel auf dem Lenkrad oder am Armaturenbrett. Diese Geschwindigkeit darf keinesfalls überschritten werden.

Eine weitere Sonderregelung betrifft Italien-Reisende im Sommer. Vom 16. Mai bis 14. Oktober dürfen M+S Winter- und Ganzjahresreifen dort nur gefahren werden, wenn deren Geschwindigkeitsindex mindestens dem des Fahrzeugs entspricht. Damit ist genau genommen der im Fahrzeugschein eingetragene Index für Standardbereifung (Sommerreifen) gemeint. Eine Ausnahme dieser Regelung bilden Winter- und Ganzjahresreifen mit dem Geschwindigkeitsindex "Q" oder niedriger. Solche Reifen kommen meist bei Wohnmobilen oder Offroad-Fahrzeugen zum Einsatz. Abseits der Sommersaison, von Mitte Oktober bis Mitte Mai, gelten für M+S Reifen auf italienischen Straßen die gleichen Vorgaben wie in Deutschland. Auch hier muss bei Unterschreiten der Fahrzeug-Höchstgeschwindigkeit durch den Speedindex auf dem Reifen ein Aufkleber im Fahrer-Sichtfeld angebracht werden.

Schäden, Bußgeld, Ärger, Unfall: Was droht bei Missachtung des Geschwindigkeitsindex?

Wer mit Reifen fährt, deren Speedindex nicht der bbH des Fahrzeugs entspricht, riskiert sowohl ein Bußgeld als auch Reifenschäden, Pannen und Unfälle. Denn sind die mögliche Fahrzeug-Höchstgeschwindigkeit und das Leistungsvermögen der Reifen nicht aufeinander abgestimmt, nehmen Hitzentwicklung und Zentrifugalkraft ihren Lauf, sodass sich sogar der Reifen bei hoher Geschwindigkeit von der Karkasse lösen kann.

Die Strafen für montierte Reifen, die nicht den Vorgaben entsprechen, liegen laut Bußgeldkatalog zwischen 50 und 90 Euro und fallen unter den Tatbestand „Erlöschen der Betriebserlaubnis“. 50 Euro werden fällig, wenn man lediglich „erwischt“ wird, 90 Euro plus ein Punkt in Flensburg drohen, wenn eine Gefährdung der Verkehrssicherheit vorliegt. In jedem Fall erlischt die Betriebserlaubnis, einhergehend mit einer sofortigen Stilllegung des Fahrzeugs. Auch der Versicherungsschutz ist gefährdet. Hinzu kommen weitere Unannehmlichkeiten und Kosten: Um das Fahrzeug zurück in den Verkehr zu bringen, muss es zuvor mit passender Bereifung einem Sachverständigen vorgeführt werden. Dies geschieht auf Kosten des Fahrzeughalters. Um sich also eine Menge Aufwand, Ärger und Kosten zu ersparen, sollte bereits beim Reifenkauf auf den korrekten Speedindex geachtet werden!

Das Team von Goodwheel steht Ihnen bei Fragen zur Reifenwahl nach dem passenden Speedindex gerne zur Verfügung. In unserem Onlineshop habe Sie auch die Möglichkeit, die Ergebnisse Ihrer Reifensuche anhand der Speedindex-Werte zu filtern. Es werden Ihnen dabei immer nur die Geschwindigkeitsklassen angezeigt, die auch tatsächlich in der von Ihnen getroffenen Reifen-Vorauswahl (z.B. nach Marke, Dimensionen oder Modell) vertreten sind.